Welches Hygrometer?
Abgesehen von den elektronischen Geräten mit digitaler Anzeige, basieren die allgemein gebräuchlichen
Hygrometer mit analoger Anzeige (Zeiger) auf der feuchteabhängigen Längenänderung hygroskopischer
Stoffe, wie Haare und besondere synthetische Fasern.
Die Preise der Geräte sind sehr unterschiedlich und nicht unbedingt ein Spiegel für Qualität und
Meßgenauigkeit. Oft spielt die „Optik“ und auch der „Händler“ eine preisgebende Rolle.
Wichtig bei der Auswahl ist der spätere Einsatzbereich. Dieser sollte maßgeblich über das Meßsystem
entscheiden. Größere Hygrometer sind kleineren Geräten nicht nur wegen der besseren Ablesemöglichkeit
vorzuziehen.
Haarhygrometer werden bevorzugt im Freien eingesetzt. Das Hygrometer wird durch die hohe
Nachtfeuchte täglich regeneriert. Das dabei als Meßelement verwendete, speziell behandelte Menschenhaar
ist praktisch temperaturunempfindlich und reagiert schnellstens und fast trägheitsfrei auf jede
Feuchtigkeitsänderung (ausgenommen bei plötzlichem Temperaturwechsel).
Haarhygrometer sind einsatzfähig bei Temperaturen von etwa -35 bis +65 °C. Bei Dauereinwirkungen von
Temperaturen über 65 °C wird das Haar im Laufe der Zeit funktionsuntüchtig.
Die Genauigkeit der Haarhygrometer sind mit ca. +/- 5 % r.F. verhältnismäßig hoch.
Die Anzeige ist nicht linear, der Meßbereich von 0 bis 35% belegt etwa die Hälfte der Skala. Die beste
Ablesemöglichkeit liegt somit in den unteren 2/3 des Meßbereiches.
Wird das Haarhygrometer in Wohn-, Fertigungs- und Lagerräumen eingesetzt, wo die natürliche
Regeneration der hohen nächtlichen Luftfeuchte fehlt, muß in Abständen von etwa 2 bis 3 Wochen eine
Regeneration durchgeführt werden. Dazu wird das Hygrometer entweder eine Nacht im Freien aufgehängt,
oder etwa eine Stunde lang in ein feuchtes Tuch gehüllt. Unmittelbar nach dieser Feuchtepackung ist auch
eine Meßgenauigkeitskontrolle möglich. Bei einem Anzeigewert von 95 - 97 % stimmt die Anzeige.
Ansonsten muß der Wert mittels eines Schraubenziehers an der Korrekturschraube auf der Geräterückseite
nachgestellt werden.
Für genaues Einstellen bzw. Vergleichsmessungen ist ein Aspirations-Psychometer erforderlich.
Hygrometer mit synthetischen Fasern (Fadenhygrometer) garantieren eine hohe Meßgenauigkeit
z.B. in Wohnräumen und Büros. Das Meßelement dieses Hygrometers ist eine speziell behandelte
synthetische Faser. Diese reagiert mit geringer Trägheit auf Feuchtigkeitsänderungen und ergibt auf der Skala über den gesamten Meßbereich von 0 bis 100 % eine nahezu lineare Anzeige (Geräte mit gespreizter
Skala, zur besseren Ablesung in einem bestimmten Anzeigebereich, sind auch im Handel).
Die Meßgenauigkeit beträgt von 25 bis 100 % r.F. ca +/- 3 % und liegt in einem
Temperaturbereich von 0 bis 40 °C.
Im Gegensatz zum Haarhygrometer ist bei diesem Hygrometertyp eine Regeneration nicht erforderlich, eine Kontrolle ist aber auch hier durch Einhüllen in ein feuchtwarmes Tuch möglich und etwa 2 mal im Jahr empfehlenswert. Die Anzeige muß dann ebenfalls 95 - 98 % r.F. betragen, ansonsten muß nachgestellt werden.
Genaue Vergleiche und Korrekturen sind auch hier nur mit einem Aspirations-Psychometer möglich.
Der Aufhängeort für Hygrometer ist maßgeblich mitentscheidend für die Genauigkeit der Messung.
Bei der Aufhängung in Räumen sind Außenwände und die Nähe von Heizungen zu vermeiden. Wirkt heißes Wasser oder Wasserdampf auf das Gerät ein, kann die Meßgenauigkeit nicht mehr garantiert werden.
Selbstverständlich ist bei der Aufhängung im Freien auf Regenschutz zu achten. In staubiger Umgebung empfiehlt
es sich auch, das Gerät von Zeit zu Zeit durch vorsichtiges Ausblasen zu reinigen.
Ein gesundes Klima liegt in Wohnräumen bei 20 bis 22 °C und 45 bis 70% relativer Feuchte. Der allgemein
niedrigere Luftfeuchtegehalt im Winter kann z.B. durch den Einsatz von Luftbefeuchtern, Pflanzen, Aquarien und Zimmerspringbrunnen angehoben werden.
Gegen zu hohe Luftfeuchte werden Entfeuchter eingesetzt.
(Siehe auch:
„Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus“ Artikel in der Zeitschrift "Wollaus 3/1999" der Nürnberger Kakteenfreunde auf Seite 4).
Weitere Meßmöglichkeiten der Luftfeuchtigkeit wie Absorbtions- u. Wägeverfahren, Kondensations-
(Taupunkt-) Verfahren, Verdunstungsverfahren, Farbwechselhygrometer u.a. haben hier eine
untergeordnete Bedeutung.
Das vorher bereits angesprochene Aspirations-Psychometer dient zur Feststellung der Temperaturdifferenz
zwischen einem trockenen und einem feuchten Thermometer, an dem die Luft vorbeigeblasen wird.
Eine besondere Bedeutung hat das Polymeter (Kombination von Thermometer und Hygrometer mit spezieller Skala) für die Nachtfrostvorhersage. Dieser liegen folgende physikalischen Gesetzmäßigkeiten zu Grunde: Nachts strahlt der Erdboden seine Wärme in den Raum aus, am stärksten bei unbedecktem
Himmel. Die Abkühlung des Erdbodens überträgt sich auf die bodennahen Luftschichten. Eine Grenze ist der Abkühlung der Luft gesetzt, wenn der Taupunkt erreicht wird und der in der Luft enthaltene
Wasserdampf kondensiert (bei der Kondensation wird bekanntlich Wärme frei). Die nächtliche Abkühlung ist daher umso stärker, je niedriger der Taupunkt liegt. Liegt der Taupunkt am Abend bei 0 °C oder darunter, so besteht für die Nacht Frostgefahr.
|