Bewurzelungshormone

Wichtiger Hinweis für den Zulassungsablauf von Rhizopon:

Zum Jahresende 2008 sind die Zulassungen aller Rhizopon-Typen abgelaufen.
Eine Verlängerung oder Neuzulassung wird sehr wahrscheinlich nicht mehr erfolgen!
Somit dürfen diese Produkte seit 2009 nicht mehr verkauft oder abgegeben werden!
Es besteht Anwendungsverbot, Restmengen müssen bei den dafür zuständigen Stellen entsorgt werden!

Bewurzelungshormone - Produkte:

Unter anderem mit dem Namen "Wurzelfix" (von Fa. Spiess) haben sich die Bewurzelungshormone auch einen Weg bei der vegetativen Vermehrung von Kakteen gebahnt. Mit dem Auslauf der Produktzulassung für Wurzelfix 1990 konnten die privaten Anwender, abgesehen von noch vorhandenen Restmengen dieses Produktes, nur noch auf den Bewurzelungspuder "Chryzopon" des holländischen Herstellers Rhizopon B.V. zurückgreifen. Dieses Produkt enthielt 3-Indolylbuttersäure. Trotz der starken 0,8%igen Konzentration hatten die Anwender im Kakteenbereich offensichtlich gute Erfolge. Doch auch die Zulassung für dieses Mittel ist nach kurzer Zeit erloschen. Als Alternative standen dann noch die Meeresalgen/Braunalgen-Präparate z.B. von Neudorff oder Bioflor) zur Verfügung. Diesen Mitteln wurde aber oft Mißtrauen entgegengebracht, ein gewisses "grünes" Signum haftet ihnen an. Tatsächlich ist aber erwiesen, daß diese Meeresalgenprodukte Stoffe mit wachstumsfördernden Eigenschaften enthalten. Auch die bewurzelungsfördernde- und kurative Wirkung bei bestimmten Wurzelschäden ist vorhanden. Nicht zuletzt aus diesen Gründen werden veschiedene solcher Braunalgenpräparate u.a. auch bei der Orchideenkultur und als Pflanzenhilfsmittel im gewerblichen Obst- u. Weinbau (z.B.: Goemar-Fruton-Spezial von Spiess) eingesetzt.
Viele Meeresalgenprodukte sind in flüssiger Formulierung auf dem Markt und eignen sich deshalb tatsächlich nur bedingt zur Bewurzelung von Kakteenablegern. Von den Herstellern werden zur Kakteenbewurzelung keine Anwendungsanleitungen gegeben. Zur allgemeinen Anwendung bei der Stecklingsbewurzelung gibt die Fa. Bioflor-Gesellschaft bei dem Produkt "Wurzeltip" folgende Empfehlung:

Stecklings- oder Rißlingsende in unverdünntes Konzentrat tauchen, pflanzen und dann gut feucht halten. Im Tauchbad bilden sich auf dem Stecklingsende halbdurchlässige Membranen, die die Verbindung zum Boden bezw. Substrat herstellen. Die Wurzelbildung setzt schneller und reichlicher ein. Bei Absenkern und Abmoosern das Konzentrat mit Pinsel mehrfach auftragen. Bei Moorbeetpflanzen Konzentrat 1:10 verdünnen. Zur Wurzelbehandlung als Gießmittel 1:100 verdünnen.

(Der folgende Text in Anführungszeichen stammt vom 05.03.1999):
"Seit kurzer Zeit hat die Fa. Rhizopon B.V. eine neue Zulassung für das Produkt "Rhizopon B" erhalten. Hierbei handelt es sich um ein Pulver mit 0,1% 1-Naphtylessigsäure. Abpackung in 100 g.-Dosen. Der Wirkstoff und die Konzentration entspricht dem, des früheren Wurzelfix. Weitere Produkte dieses Herstellers haben zwischenzeitlich ebenfalls Zulassungen, stehen kurz vor der Zulassung, oder haben nur Zulassung im Ausland. Die Wirkstoffkonzentrationen dieser Mittel liegen z .T. höher als beim Rhizopon B, bzw. enthalten die Wirkstoffe "3-Indolylbuttersäure" oder "3-Indolylessigsäure". Laut Auskunft der deutschen Produktvertretung kommt für die vegetative Kakteenvermehrung nur "Rhizopon B" in Frage, die anderen Mittel sind aufgrund des Wirkstoffes oder der Konzentration nicht geeignet."
Die Zulassung der Rhizopon-Typen: Rhizopon B 0,1%, Rhizopon AA 0,5%, Rhizopon AA 1% und Rhizopon AA 2% sind zwischenzeitlich (seit 31.12.07, bzw. seit 31.12.08) erloschen. Für diese Typen besteht Abgabe- und Handelsverbot.

Die Wirkungsweise des Bewurzelungsmittels:

Zur Wurzelbildung benötigen Pflanzen Auxine (Auxin = organische Verbindung, welche das Pflanzenwachstum fördert). Diese Auxine kann die Pflanze selbst produzieren. Oftmals ist jedoch die eigene Auxin-Produktion der Pflanze gestört und dadurch so unzureichend, daß keine neuen Wurzeln gebildet werden können. Durch die fehlenden Wurzeln können keine Nährstoffe aufgenommen werden, die Auxinproduktion wird behindert, der zu bewurzelnde Steckling geht ein.

Zur Wurzelproduktion muß der Auxingehalt einen gewissen Mindestwert übersteigen. Der natürliche Auxingehalt jeder Pflanze variiert ebenso, wie der Wert von Pflanze zu Pflanze unterschiedlich ist. Durch Zuführung zusätzlicher synthetischer Auxine wird der erforderliche Wert erreicht und die Wurzelbildung findet statt. Eine zu hohe Auxinkonzentration hat jedoch Nachteile, die Widerstandsfähigkeit der Pflanze kann durch Aufweichen der Zellwände verringert werden, Bakterien- und Pilzbefall sind dann möglich. Deshalb ist das Mittel mit der geeigneten Wirkstoffkonzentration auszuwählen und die Dosieranweisung auf der Packungsbeilage genau einzuhalten.

Ebenso ist bei der Auswahl des Bewurzelungsmittels auf den Wirkstoff zu achten. Die Pflanzenzellen besitzen sogenannte Akzeptoren, zu denen nur ein Auxin-Typ passt. Zellen können aber auch verschiedene Auxin-Akzeptoren enthalten, so daß bei vielen Pflanzen mehrere Auxinarten die Bewurzelung auslösen können. Bei Übereinstimmung "Auxin-Schlüssel" zu "Akzeptor-Schloss" werden in den Pflanzenzellen eine Reihe komplizierter Vorgänge ausgelöst, die dann zur gewünschten Wurzelbildung führen.